Freitag, 26. Dezember 2008

KAPITALER SUMPF


26.12.2008 00:19 begonnen


lesen sie nun die pressemitteilungen:



25. Dezember 2008, 19:32 Uhr

ANGRIFF AUF ACKERMANN

Deutsche Bank wehrt sich gegen Bischof-Kritik

Die Deutsche Bank hat verärgert auf die Kritik von Bischof Huber reagiert: Die "persönliche Attacke" auf Vorstandschef Ackermann sei "unangebracht". Auch andere Bischöfe hatten in ihren Festreden das Wirtschaftssystem heftig getadelt.

Berlin - Führende Kirchenvertreter haben zu Weihnachten an die soziale Verantwortung von Politik, Wirtschaft und jedem Einzelnen appelliert: Ihre Festpredigten drehten sich vor allem um die Finanzkrise. Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche, Bischof Wolfgang Huber, prangerte das Gewinnstreben von Managern an und attackierte den Vorstandschef der Deutschen Bank, Josef Ackermann.

Josef Ackermann: "Persönliche Attacke"
REUTERS

Josef Ackermann: "Persönliche Attacke"

Ein Sprecher der Deutschen Bank reagierte am Donnerstag und sagte, das Geldinstitut betrachte die "persönliche Attacke von Bischof Huber" auf Ackermann an Heiligabend "sowohl in der Sache wie in der Form als unangebracht".

Huber hatte Ackermann in einem am Heiligabend verbreiteten Interview vorgeworfen, überzogene Renditeziele vorgegeben und damit Gewinnvorstellungen Vorschub geleistet zu haben, von denen klar sei, dass sie irgendwann zusammenbrechen müssten.

In einem Interview mit der "Berliner Zeitung" kritisierte der evangelische Bischof, Vorgaben wie die Ackermanns seien eine "Form des Götzendienstes", der ihn an den "Tanz ums goldene Kalb" erinnere. "In den aktuellen Zusammenhängen ist das Geld zum Gott geworden", sagte der Bischof.

jjc/Reuters/AP


25. Dezember 2008, 00:03 Uhr

WEIHNACHTSPREDIGTEN

Kirchen kritisieren Raffgier-Ökonomie

"Inhuman", "ethische Maßstäbe aufgelöst", "Wachstum ist kein Gott" - so hart wie in ihren diesjährigen Weihnachtsreden haben Deutschlands Bischöfe das Wirtschaftssystem schon lange nicht mehr kritisiert. Konzerne sollen soziale Werte achten, statt nur Profite maximieren zu wollen.

München/Hannover/Berlin - Es ist eine der wichtigsten Predigten des Jahres - und Deutschlands Bischöfe haben sich die Gelegenheit nicht nehmen lassen, Klartext zu reden.

In ihren Weihnachtsbotschaften kritisierten sie einhellig die Entwicklungen an den internationalen Finanz- und Wirtschaftsmärkten und forderten eine Rückbesinnung zu den "Grundlagen des menschlichen Miteinanders", wie es der Münchner Erzbischof Reinhard Marx ausdrückte.

Bettler und Passanten in Dresden: "Schnelle Rendite ist nicht so interessant wie Einstehen füreinander"
DDP

Bettler und Passanten in Dresden: "Schnelle Rendite ist nicht so interessant wie Einstehen füreinander"

Marx warnte zu Heiligabend vor einer "Tendenz zur inhumanen Ökonomie": Ein Wirtschaftssystem, das sich nicht am Menschen orientiere und die Würde des Menschen nicht in den Mittelpunkt stelle, zerstöre letztlich die Grundlagen des menschlichen Miteinanders, sagte der Erzbischof bei der Christmette im Münchner Liebfrauendom.

"Wachstum ist kein Gott"

Marx bezeichnete die Weihnachtsbotschaft von der Menschwerdung Christi als "Leitbild der Gesellschaft". Weihnachten sei nicht einfach eine Ruhepause in hektischer Zeit, sondern eine "unersetzbare Quelle der Orientierung für die Gesellschaft". Die Heilige Schrift stelle die Geburt Christi bewusst in den Kontext einer politischen und gesellschaftlichen Auseinandersetzung, sagte Marx.

Auch Landesbischöfin Margot Kässmann äußerte sich kritisch über die Wirtschaftsexzesse der vergangenen Monate. "Schnelle Rendite ist nicht so interessant wie Einstehen füreinander. Wachstum ist kein Gott, den ich anbete, sondern ein nachhaltiger Lebensstil. Und Gottvertrauen ist wichtiger als Geld", sagte sie. Sie ermutige der Gedanke, dass Gott die Kraft zur Bewältigung von Krisen nicht im Voraus gebe, "weil wir sonst hochmütig werden".

Außerdem empfahl sie den Menschen in ihrer Weihnachtspredigt mehr Gottvertrauen. "Bei mir kann sich etwas ändern, wenn ich mich Gott anvertraue. Mein Leben macht Sinn, weil Gott mir Sinn zusagt, weil Engel rufen: Fürchte dich nicht", sagte sie in der Marktkirche in Hannover. Schon sei das Krisenjahr 2009 ausgerufen, Arbeitsplatzabbau und Konjunktureinbruch drohe. "Ja, ich weiß, viele haben Angst. Aber wir können nicht nur mit Angst leben, wir brauchen Hoffnung, Vertrauen und Zuversicht gegen die Angst." Krisen gehörten zum Leben - das griechische Wort "kritein" bedeutet unterscheiden. Vielleicht könnten die Menschen im kommenden Jahr zwischen wichtig und unwichtig unterscheiden lernen, hofft die Bischöfin. "Fernsehen, Geld und Lottozahlen sind weniger wichtig als Glaube, Liebe, Hoffnung."

"Christliche Grundsätze sind weggebrochen"

Noch deutlicher wurde Bischof Norbert Trelle vom Bistum Hildesheim: Angesichts der bestürzenden Entwicklungen der Finanz- und Wirtschaftsmärkte vermute er, "dass hier nicht nur wirtschaftstheoretische Grundregeln missachtet wurden, sondern dass christliche Grundsätze weggebrochen sind und sozialethische Maßstäbe sich aufgelöst haben".

Zuvor hatte bereits der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland, Bischof Wolfgang Huber, das Profitstreben von Managern kritisiert. Er nannte dabei den Chef der Deutschen Bank, Josef Ackermann, als negatives Beispiel: Er erwarte, "dass niemals wieder ein Vorstandsvorsitzender der Deutschen Bank ein Renditeziel von 25 Prozent vorgibt", sagte Huber der "Berliner Zeitung". Dadurch würden Erwartungen geweckt, die immer größer würden und nicht erfüllt werden könnten. Bonuszahlungen müssten in die Stabilisierung der Finanzsysteme zurückfließen und Manager mehr Bescheidenheit an den Tag legen.

"In den aktuellen Zusammenhängen ist das Geld zum Gott geworden", sagte Huber. Eine "nachhaltige Wertsicherung" sei ethische Verpflichtung und müsse in Banken Vorrang haben vor dem kurzfristigen Gewinn und der Bezahlung von Managern. Die Ausnutzung persönlicher Freiheit und die Vernachlässigung von Verantwortung habe "unsere Welt in eine tiefe Krise gestürzt". Er rufe zu einer Rückbesinnung auf nichtmaterielle Werte auf: Die Menschen müssten viel klarer zwischen Gott und Geld unterscheiden als in den vergangenen Jahren; der Boom an den Finanzmärkten sei nicht durch reale Werte gedeckt gewesen und habe sich im Nachhinein betrachtet "ganz deutlich als Tanz um das Goldene Kalb" erwiesen: "Dass wir diesen Tanz nun wirklich hinter uns lassen und Geld nicht länger vergötzen, das ist für mich eine ganz wichtige Lehre des zu Ende gehenden Jahres."

Meisner kritisiert Verhalten von Bankern

Trotz Konjunktur- und Finanzmarktkrise dürfe man die weltweite Armut nicht vergessen, sagte Huber: "Für Gerechtigkeit im eigenen Land einzutreten, das geht gar nicht, ohne dass man auch mit Menschen teilt, die von Armut in der ganzen Welt betroffen sind", sagte der höchste Repräsentant von rund 25 Millionen evangelischen Christen in Deutschland.

Auch der katholische Kölner Erzbischof Joachim Kardinal Meisner kritisiert angesichts der Finanzkrise das Verhalten vieler Banker. "Der Banker ist Treuhänder für Geld, das ihm nicht gehört und mit dem er arbeiten muss", sagte er der "Kölnischen Rundschau". "Dass dieses Ethos so verlorengehen kann, dass Leute mit Dingen Handel treiben, die nicht existieren - das ist erschütternd."

"Menschenrechte sind Gottesrechte, und wenn man sich das klarmacht, dann kann man nicht einfach seinen Job durchziehen ohne weitere Rücksichten, gleich in welcher Branche", sagte Meisner. Die soziale Marktwirtschaft könne nur "global gedacht werden". Zum Umgang mit Geld erinnerte Meisner an das erste Gebot: "Du sollst keine fremden Götter neben mir haben." Der größte Reichtum eines Menschen sei nicht Geld und Gut, sondern der Glaube an den lebendigen Gott.

sam/dpa/AP




24. Dezember 2008, 13:18 Uhr

FALL MADOFF

Französischer Investor begeht Selbstmord

Der Verlust hat ihn in die Verzweiflung getrieben: Der Gründer eines im Madoff-Skandal geschädigten Investmentfonds hat offenbar Selbstmord begangen. Er soll insgesamt 1,4 Milliarden Dollar von Kunden aus Europa bei dem Finanzbetrüger angelegt haben.

New York/Paris - Einen Abschiedsbrief gibt es nicht, aber alles deutet auf Selbstmord hin: Der 65-jährige Thierry Magon de la Villehuchet wurde am Dienstag tot in seinem New Yorker Büro gefunden. Der Mitbegründer des Fonds Access International habe sich die Pulsadern aufgeschnitten, hieß es aus Polizeikreisen. Zudem habe er möglicherweise Schlaftabletten genommen. "Wir gehen von Selbstmord aus", sagte der New Yorker Polizeikommissar Raymond Kelly.

Anlagebetrüger Madoff: "Die ganze Welt wollte bei ihm investieren"
DPA

Anlagebetrüger Madoff: "Die ganze Welt wollte bei ihm investieren"

Presseberichten zufolge soll der Fonds mit zahlreichen Kunden aus Europa bis zu 1,4 Milliarden Dollar bei dem mutmaßlichen Finanzbetrüger Bernard Madoff angelegt haben. Nach Informationen der Zeitung "La Tribune" hatte der Manager verzweifelt versucht, einen Teil der Investorengelder zu retten. Er habe diese Last nicht mehr ertragen können, zitiert das Blatt eine diesem nahestehende Person. Die Tat sei der Abschied eines Mannes gewesen, der sich nichts vorzuwerfen hatte. La Villehuchet habe immer mit aller gebotenen Sorgfalt gearbeitet. "Die Wahrheit ist, dass die ganze Welt bei Madoff investieren wollte."

Madoff wird vorgeworfen, Anleger mit einem Schneeballsystem um 50 Milliarden Dollar betrogen zu haben. Er steht unter Hausarrest. Die Behörden suchen weiter nach möglichen Helfern. Zuletzt nahmen Ermittler laut US-Medien einen engen Mitarbeiter und einen Wirtschaftsprüfer des Wall-Street-Managers ins Visier.

Kundschaft aus gutsituierten Privatleuten

La Villehuchet arbeitete als Partner für die 2003 von Patrick Littaye gegründete Fondsgesellschaft Access International Advisors. Das Unternehmen hatte nach französischen Medienberichten vor allem gutsituierte Privatleute als Kundschaft. Unter anderem die Grimaldis hätten dem 65-jährigen Segel-Fan La Villehuchet das Vertrauen geschenkt, schreibt die Zeitung "Le Figaro". Mit Philippe Junot, dem ersten Mann von Caroline von Monaco, habe er sogar in London zusammengearbeitet. In der Szene sei er als sympathischer Lebemann bekannt gewesen. La Villehuchet war Anfang der achtziger Jahre nach New York gegangen. Dort arbeite er zunächst für Crédit Lyonnais Securities.

Der Tod des Investors war laut "Financial Times" ans Licht gekommen, weil Union Bancaire Privée, der zweitgrößte Hedgefonds-Investor der Welt, mit gezielten Maßnahmen auf den Madoff-Skandal reagierte. Der schweizerische Investor, der insgesamt 56 Milliarden Dollar verwaltet, hatte durch sogenannte Feeder Fonds Geld bei Madoff angelegt.

In einem internen Schreiben hat die UBP ihre Manager angewiesen, sich sofort die Gelder aus Fonds zurückzahlen zu lassen, die über keine unabhängigen Verwalter und eine entsprechende Aufsicht verfügen. Unabhängige Kontrolleure sind in Großbritannien vorgeschrieben, nicht aber in den USA. Madoff fungierte deshalb selbst als Aufsichtsperson und hatte keinen externen Verwalter, dem die Unregelmäßigkeiten hätten auffallen können.

sam/dpa/Reuters/AP






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