Montag, 7. September 2009

KULTUR KANN MAN NICHT MIT GELD KAUFEN

07.09.2009 12:59 begonnen


WENN DU WIEDER EINMAL EINE KARTE FÜR KULTUR KAUFEN SOLLST, RADL LIEBER ZUM ROSTIGEN KANONENOFEN



gestern trug mich bei allerschönstem herbstwetter das " silberblitz " von beratzhausen nach kallmünz. das "silberblitz " ist ein silberfarbenes klapprädlein mit exotischem aussehen, keiner vorher hat es je gesehen und so fängt es sich immer wieder bewunderung ein, weil es so gut aussieht und mittlerweile ist es auch so gut wie es aussieht, denn ich habe alle komponenten so errichtet, dass sie zu mir passen.

viele menschen die ein fahrrad besitzen, wissen nicht das mensch und maschine eins sein müssen, um hoch auf dem drahtesel "dein land "zu erkunden.


physiologisch ist das so, dass zwischen dir und der welt weder blech noch glas ist und du unmittelbare berührung erhältst.


wenn chamfort einmal geschrieben hat:


liebe ist

das berühren zweier hautoberflächen

und das zusammentreffen zweier fantasien



dann trifft das auch für das fahrradfahren im übertragenen sinne zu.

selbst bush der alte gauner ist immer mit dem fahrrad unterwegs gewesen, auch wenn er die lüge zur liebe hatte.


wenn ich mein land erkunde, dann gerate ich immer einmal wieder nach kallmünz , an jenen ort, von dem aus die surrealisten ihren ausgang nahmen und durch den die naab fliesst, und den „bürstenbinder“ gelegntlich unter wasser setzt und daher kommen wohl die rostflecken am alten kanonenofen, der in der wirtsstube steht.

gestern sass ich wieder einmal neben ihm, dem diesmal kalten gesellen, der sonst zur winterszeit seine kraft entfaltet und den gast einlädt in ihm feuer zu machen und holz rein zu schieben, für jeden nach belieben, die hitze wird dann von anwesenden sozial ausgehandelt , weil demokratisch zu wenig ist.


auch das alte dampfradio ist noch da, von dem ich immer wieder schalkhaft den wehrmachtsbericht einfordere, sehr zu meinem wohl, weil keiner mehr weiss was ein wehrmachtsbericht ist.


und weil das gemeine volk nicht gerne in solch ein wirtshaus geht, hat es mittlerweile die schickeria entdeckt und mancher ist da, der gebildet ist und der versteht, wenn man es ihm nur eindrücklich erläutert, was ein wehrmachtsbericht ist, nicht ohne die abschliessende beigabe, das über kämpfe zu berichten wieder „in“ ist. das versteht er dann schon.


über meinen atlas gebeugt, finde ich nicht ums verrecken den weg nach regensburg ; der mit dem fahrrad zugänglich sein soll, bis mich eine sportliche dame darüber aufklärt, das ich nur links der naab radeln sollte, keinesfalls rechts, die dame indes war unpolitisch. ich entschuldigte mich das mein atlas in china gedruckt war und fragte hintergründig, wohin die naab denn fliesse und wurde höflich aufgeklärt: nach regensburg. so hatte ich fortan keine schwierigkeiten nach regensburg zu kommen, denn ich brauchte nur der fliessrichtung nachzufahren.


so in gedanken über den ofen verloren, radelte ich links der naab gen regensburg- erbaulich hätte goethe geschrieben.

das muss kultur sein, dass der ofen über die jahrzehnte hinweg rostig geblieben war, genauso wie die wirtin , noch so rassig , mir immer wieder freundlich zublinzelte, das war damals schon so. liebe auf den ersten blick?

wenn du wieder einmal eine karte für kultur kaufen sollst, radl lieber zum rostigen kanonenofen, wie dass du in der sitzkultur einen schweigenden busen neben dir sitzen hast.

host mi!

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